Die vier Soul-Aficionados The Sugarman 3 verteidigen seit vielen Jahren erfolgreich einen der vordersten Plätze unter den Größen der instrumentalen Soul-Musik. Ihre Geschichte beginnt im lauen Sommer 1996, als der junge Gabriel Roth und sein Label-Partner Phillip Lehman die Kassette von Neal Sugarmans Boogaloo-Soul-Jazz-Band zugesteckt bekamen. Ursprünglich ein Trio (daher der Name) bestanden The Sugarman 3 neben Saxophonist Sugarman selbst aus Jack McDuffs langjährigem Drummer Rudy Albin und dem örtlichen Hammond-Orgel-Crack Adam Scone. Souliger Orgel-Jazz erlebte damals gerade eine kleine Rennaissance, ausgelöst von der erblühenden „Acid Jazz“-Szene und der Wiederveröffentlichung diverser Blue Note Klassiker, und Neal Sugarmans Trio war nicht die einzige Band, die den Boogaloo für sich entdeckt hatte. Allerdings definierten The Sugarman 3 ihren Sound rasch als Abkehr vom klassischen Soul-Jazz und fokussierten sich auf das soulige Funk-Element der Orgelmusik, wobei sie geschickt jene spezifischen Neigungen und Klischees vermieden, die Jazz Musiker dem Clubvolk allzu oft suspekt machen. Roth und Lehmann waren begeistert davon, wie roh das Trio klang, und nahmen es sofort für ihr junges Label Desco Records unter Vertrag, das sich damals bereits einen gewissen Ruf als Heimat für taffen, ungeschliffenen Funk erarbeitet hat.
Kurz nachdem sie bei Desco unterschrieben hatte, ging die Band ins Studio und veröffentlichte 1998 ihre erstes Album, das treffend betitelte Sugar’s Boogaloo. Mit seinen stampfenden Drumbreaks, der kreischenden Orgel und den quecksilbrigen Twangs, eingespielt von dem 2009 verstorbenen, späteren Chuck Mangione-Gitarrist Coleman Mellet, wurde das Album bald zu einem Hit in der boomenden britischen Funk-Szene. Der klassische Sound und die spielerische Finesse der Platte, ließ selbst den abgebrühtesten Soul-Connaisseur den Geldbeutel zücken, noch während er überlegte, ob er es nun it aktueller Musik, oder einem unbekannten Re-Issue zu tun hatte. Der Veröffentlichung folgten zahlreiche Touren, die den Ruf der Band als eine emsigsten Live-Bands des Soul begründeten.
Die zweite LP von The Sugarman 3, Soul Donkey (1999), markierte den Beginn der Hinwendung zum traditionelleren Funk und abgespeckteren Arrangements – ab jetzt verließ die Band sich weniger auf Soli, sondern setzte verstärkt auf Scones markante Bassfiguren. Die auf diesem Album enthaltene Version von Lou Donaldsons „Turtle Walk“ wurde zu einer der bestrezipierten Desco-Singles, Soul Donkey als meitverkauftes Album des Labels auf dem Fuß folgte. Leider schloss Desco Records im Jahr 2000 für immer die Pforten.
2001 tourten The Sugarman 3 intensiv durch Europa und die USA. Als Sugarman im Oktober desselben Jahres ins heimische Brooklyn zurückkehrte tat er sich abermals mit seinem alten Freund Gabriel Roth zusammen. Da beide neben der Liebe zu erstklassigen, klassischen Funk und Soul vor allem der Wunsch verband, diese ihre Leidenschaft mit der Welt zu teilen, riefen die zwei ein Projekt ins Leben, dass nicht nur zur Basis des nächsten Kapitels von The Sugarman 3, sondern auch einem der anerkannt besten Soul-Labels werden sollte, dass dieser Planet je gesehen hat: Daptone Records.
Kaum hatte ihr neues Label das Licht der Welt erblickt, verabschiedete sich die Band endgültig von ihrem alten Boogaloo-Sound und kehrte ins Studio zurück, um ihr bislang rohestes und funkigstes Album aufzunehmen, Pure Cane Sugar. Um ihren ureigenen Sound weiter auszubauen bedienten sie sich der Talente von Trompeter Todd Simon, Conga-Spieler Ernesto Abreu und Gitarrist Al Street. Mit den zukünftigen Daptone-Stars Lee Fields (mit dem die Band das Album danach auch betourte), Naomi Shelton und Charles Bradley holte man sich erstmals Gastvokalisten dazu. Bradleys mitreißende Performance von „Take It As It Comes“ war seine erste Plattenaufnahme für Daptone Records und der beginn einer langen Partnerschaft mit dem Label. Sogar Schlagzeug-Legende Bernard Purdy bestand auf einen Cameo-Auftritt und trommelte zu einem seiner Original-Songs, nämlich „Modern Jive“. Pure Cane Sugar war bereits ein Klassiker, noch bevor das Album überhaupt in den Regalen der Plattenläden stand.
Ergänzt um Street, Guy und Fields gingen The Sugarman 3 nach Veröffentlichung von Pure Cane Sugar ausgiebig auf Tour. Auch wenn die Band in den nächsten paar Jahren deutlich weniger touren sollte, war Sugarman, nun festes Mitglied der Bläsersektion von Sharon Jones & the Dap-Kings, die meiste Zeit des Jahres unterwegs – und wenn er nicht auf der Bühne stand, lenkte er die Geschicke von Daptone Records. Als der Erfolg sowohl des Labels als auch der Dap-Kings immer weiter anwuchs, erwies es sich bald als schlicht unmöglich, noch Touren für The Sugarman 3 zu buchen. Glücklicherweise ließ die Nachfrage ihrem Heavy-Funk-Sound und Sugarmans ungeschöntem Saxofonspiel niemals wirklich nach. Was den Mitgliedern der Band reichlich Aufträge als Sessionmusiker und Sugarman Saxofon Einsätze auf Alben von Al Green, Mark Ronson, Eric Clapton, Steve Cropper, The New Pornographers und nicht zuletzt dem Grammy-ausgezeichnetem Amy Winehouse-Album Back To Black bescherte.
Im Sommer 2011 begann Sugarman mit der Idee zu flirten, ein weiteres The Sugarman 3-Album zu veröffentlichen. Es war fast zehn Jahre her, dass die Jungs zuletzt gemeinsam aufgenommen hatten, aber nach diversen Gesprächen mit Adam und Rudy, buchte eine ältere und weisere Inkarnation von The Sugarman 3 schließlich fünf Tage im Studio. Dave Guy und Fernando Velez stießen zu der Session dazu und mit Joe Crispiano an der Gitarre und Bosco „Bass“ Mann am Bass begannen Ende August schließlich alle Mitglieder von Sharon Jones & the Dap-Kings mit den Aufnahmen. Ohne auch nur einen einzigen Song in der Tasche und bloß mit ein paar Wagen Ideen gewappnet fingen die Jungs bei Null an. Sugarmans Ansage „Lasst uns einfach Spaß haben und sehen was passierte“ sollte den Vibe der gesamten Session auf den Punkt bringen. Zur großen Freude der Band und der gesamten Daptone-Familie gehört das, was schließlich seinen Weg auf die Bänder fand, zum Aufregendsten, was The Sugarman 3 jemals hatten.
Das Resultat heißt What The World Needs Now und wurde im Mai 2012 ein Daptone-Records veröffentlicht.