1956 in Augusta, Georgia, der Heimatstadt James Browns im damals vom den humanitären Errungenschaften des Civil Rights Movements noch unbeleckten amerikanischen Süden geboren, aufgewachsen in der Brutalität des Brooklyns der 60er- und 70er-Jahre, führte Sharon Jones’ Weg von der Chorsängerin in einer ländlichen Baptistengemeinde zur gefeierten Soul-Diva durch die traurigerweise nur allzu bekannten Niederungen von Rassismus und Armut. Obwohl ihre Stimme an Kraft und Dynamik sogar noch gewann, hatte sie Ende der 90er-Jahre ihre Träume längst aufgegeben, nachdem sie bei der Plattenindustrie ein ums andere Mal auf Granit gebissen hatte, weil sie deren Profil einer jungen, dürren, hellhäutigen Künstlerin nicht erfüllte. Sie hielt sich mit Engagements als Sängerin von Hochzeitsbands über Wasser, während sie tagsüber als Gefängniswärterin in Riker’s Island arbeitete, als sich überraschend die Chance einer Studio-Session mit einer Gruppe junger, passionierter Musiker auftat, deren Sound wie die Faust aufs Auge zu ihrer Stimme passte. Gemeinsam sollten Sharon Jones & the Dap-Kings die weitere Entwicklung der Soul-Musik auf immer verändern. Das im Jahr 2000 als erste Veröffentlichung auf dem inzwischen legendären Label Daptone Records, gegründet von den Dap-Kings Neal Sugarman und Gabe Roth, erschienene Debüt-Album von Sharon Jones & the Dap-Kings katapultierte mit seinem rohen, neuartigen Sound die Messlatte für zeitgenössischen Soul auf bislang ungeahnte Höhen. Über die nächsten zehn Jahre begeisterte die Band mit ihrer aufsässigen Soul-Revue das Publikum in Venues auf der ganzen Welt und nahm vier weitere Platten sowie einen Haufen Singles auf, von denen sie zusammengenommen mehr als eine halbe Million Exemplare verkauften. Sie spielten ausverkaufte Gigs im New Yorker Apollo Theater, brachten die Hollywood Bowl zum Kochen und bestritten Headliner-Shows auf jedem großen Musikfestival von Monterey bis Montreaux und Bonnaroo bis Coachella. Im Fernsehen waren sie bei Colbert, Saturday Night Live, Fallon, Letterman, Kimmel, Ferguson, Monique, Jools Holland, Travis Smiley sowie bei den VH-1 Divas, den ESPY Awards, Austin City Limits sowie den CBS Evening News zu sehen.
Obwohl sie nie einen kommerziellen Radio-Hit hatten, ging die Nachfrage nach ihrem einzigartigen Soul-Sound durch die Decke, nicht nur innerhalb ihres ständig expandierenden Netzwerks loyaler Fans, sondern – nachdem die Band Amy Winehouse mit jene Backing-Tracks versorgte, die ihre Karriere in ungeahnte Höhen katapultierten – sogar im Kreis anspruchsvoller Künstlerkollegen. Im Studio, auf der Bühne und der Leinwand haben die Dap-Kings mit Ausnahmetalenten wie Prince, John Legend, Beck, Martin Scorsese, Denzel Washington, The Roots, Booker T and the MG’s, David Byrne, They Might Be Giants, Rufus Wainwright, Phish, and Michael Bublé zusammengearbeitet.
Triumphe, die allesamt hart erkämpft waren. In ihren Anfangsjahren hat sich die Band unter Einsatz von reichlich Schweiß und Muskelschmalz in einem runtergekommenen Haus in Bushwick, Brooklyn – Sharon persönlich hat die Elektronik verkabelt – ihr eigenes, analoges Aufnahmestudio aufgebaut. Auf Tour haben sie von Tornados und Vulkanausbrüchen über Reifenpannen bis zu Redneck-Sheriffs so ziemlich jede vorstellbare Strapaze überwunden. Vor die bisher größte Herausforderung sahen sie sich allerdings im letzten Frühjahr gestellt als Sharon Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert wurde. Nachdem sie sich im Juni einer langwierigen Operation unterzogen hatte erholt sich Sharon nun in Upstate New York und bringt sich in Form für ein arbeitsreiches Tour-Jahr 2014.
Sharon Jones & the Dap-Kings haben die modischen Launen der letzten Dekade überstanden, indem sie diesen eine unübertroffene Energie entgegensetzten, die jedem einzelnen ihrer Fans direkt ins Herz trifft.
Das Grammy nominierte Album von Sharon Jones & The Dap-Kings Give The People What They Want wurde im Januar 2014 veröffentlicht.