GUY ONE #1

Guy Ones Musik ist keine Weltmusik, sondern Lokalmusik. Genauer: Guy One ist ein Frafra aus der ländlichen Gegend rund um Bolgatanga im Norden Ghanas. Seine Musik ist somit schlicht Frafra-Musik.

Sein neues Album #1 ist seine erste internationale Veröffentlichung und durch die Initiative Max Weissenfeldts in Berlin entstanden. #1 ist das Ergebnis einer „interlokalen“ Zusammenarbeit zwischen Berlin und Bolgatanga – Frafra-Musik made in Germany, das am 26. Januar 2018 bei Philophon veröffentlicht wird.

Am 8. Dezember erschien die erste Singleauskopplung „Everything You Do, You Do For Yourself“.

Guy One wird 1972 als Sohn eines Bauern in Nyarga geboren, in der Savanne im äußersten Norden Ghanas. Abane, wie er in zivil heisst, hütet die Kühe und Ziegen und hilft auf dem Feld. Zur Schule geht er nie – wo er wohnt, gibt es keine. Dafür taucht er in die Geschichten seiner Ahnen ein, baut sich selber ein einsaitiges Instrument und singt über jene Ahnen, das Dorf, die alltäglichen Probleme. Er gibt Ratschläge, schlichtet Streit, zeigt Weisheit in seinen Liedern. Und da seine Stimme und seine Botschaft überzeugender sind als die der anderen Sänger, nennen ihn alle Guy One. Mit 20 Jahren ist er ein Meister der Kologo, einem zweisaitigen Ur-Banjo. Keine Hochzeit, keine Taufe, keine Beerdigung findet ohne Guy One statt. Immer wieder kommt es dabei auch zu Sängerwettstreiten gegen seinen Kollegen, Konkurrent und Freund King Ayisoba.

Als sein Vater stirbt, zieht er nach Bolgatanga, der wirtschaftlichen Metropole der Region. Mit nun rund 30 Jahren produziert er im Alleingang sein erstes Album. Es wird ein großer Erfolg. Die Frafra-Gemeinschaften, die sich in den Großstädten im Süden Ghanas angesiedelt haben, werden auf ihn aufmerksam. Er tourt durchs ganze Land und produziert ein Album nach dem anderen. Er baut sich ein Haus, schickt seine Kinder zur Schule, eröffnet einen Plattenladen und gewinnt schließlich Ende 2012 den „Ghana Music Award“ als bester traditioneller Musiker. Guy One tritt landesweit im Fernsehen auf. Vom Preisgeld kauft er sich sein erstes eigenes Auto.

Schnitt.

Der Schlagzeuger und Produzent Max Weissenfeldt bereist seit 2010 immer wieder Ghana. Im Wohnzimmer eines Kollegen hatte er vor Jahren eine CD von Guy One entdeckt. Er war beeindruckt. Nun besucht er ihn in Bolgatanga und arrangiert, ihn nach Berlin zu holen. Im Dezember 2013 entstehen die ersten Aufnahmen für #1 im Kreuzberger Blütenring Studio, der Zentrale von Weissenfeldts Philophon-Label.

Im Sommer 2014 reist Weissenfeldt mit einer kleinen Besetzung erneut nach Ghana und spielt zusammen mit Guy One eine zweiwöchige Tour durchs Land. Mit dabei ist der Frafra-Gospelchor von Alogte Oho, der auch auf #1 zu hören ist. Danach kommt Guy One ein zweites Mal nach Berlin, um an der „African Music Convention“ teilzunehmen. Später im Jahr fliegt Weissenfeldt nochmals nach Ghana. Durch die Unterstützung des Benkadi e.V. und der Bundeskulturstiftung kann er eine zwölf Mann starke Big Band mit Berliner Musikern mitnehmen. In den Frafra-Dörfern finden große Feste statt. Stundenlang wird gespielt. In Kumasi überträgt das Fernsehen ein Konzert live.

Im Sommer 2015 wird Guy One auf dem Roskilde Festival in Dänemark von Tausenden Menschen gefeiert, und auch das Goethe Institut wird auf den Brückenschlag Berlin/Bolgatanga aufmerksam und schickt die beiden Partner mit Weissenfeldts Band und der Frafra-Sängerin Florence Adooni im Frühling 2016 auf eine Westafrika-Tour durch fünf Länder. Im Anschluss geht es in Deutschland, Polen, England, der Niederlande und Dänemark weiter. Der rbb sendet eine Reportage über Guy One und lädt die Band zu einer exklusiven Live-Session ins Studio ein, produziert von Thomas Götz von den Beatsteaks. Zwischen den Terminen werden die letzten Aufnahmen zu #1 gemacht. Peter Brötzmann kommt auch vorbei und spielt mit. Frafra-Musik made in Germany …

 

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