Havana Cultura: ¡Súbelo, Cuba!

Seit langem wird elektronische Musik als ein Genre verstanden, dessen Sound immer an einen bestimmten Platz gebunden ist. Nur langsam ändert sich das, vor allem in Südamerika. Das neue Projekt von **Gilles Peterson** und **Havana Cultura** (eine Plattform von Havana Club zur Förderung von Musik und Kultur aus Kuba) präsentiert den musikalischen Untergrund Kubas – stets im Wandel und voller rhythmischen Abenteuer.

Havana Cultura: ¡Súbelo, Cuba! gibt einen Einblick in das Netzwerk aus gleichgesinnten Künstlern, die die Musik Kubas vorwärts treiben und in die Zukunft führen. Auf mehreren Reisen auf die Inseln haben Peterson und Will LV – eine Hälfte von LV, die schon auf Hyperdub und Keysound veröffentlicht haben – Kontakt mit Veranstaltungsorten, Gruppen und DJs aufgenommen und sich nun mit DJ Jigüe zusammengetan. Sein Label Guámpara hat in der Musik Kubas völlig neue Territorien erschlossen. Havana Cultura: ¡Súbelo, Cuba! zeigt, wieso afro-kubanische Traditionen auf immer neue Referenzrahmen übertragen werden. Jigüe spricht von afro-futuristischem Tropicalia, worin sich auch der theoretische Unterbau seines Guámpara-Kollektivs spiegelt. Sie verbinden ihr kubanisches Erbe mit afrikanisch beeinflussten Rhythmen und mischen ungezählte Einflüsse aus der ganzen Welt darunter. Havana Cultura: ¡Súbelo, Cuba!** **LIVE** ist ein Showcase dieser Zusammenarbeit zwischen Brownswood Recordings und Havana Cultura feat. DJ Jigüe (Liveproduktion + DJ), El Menor (Schlagzeug), Yasek Manzano (Trompete) und Gesang.

Das Album wurde Anfang 2018 innerhalb von zwei Wochen in Havana aufgenommen. Zu hören sind unter anderem die international renommierte Schlagzeugerin Yissy García, die ansonsten die Band Bandancha führt (und nebenbei die Tochter von Bernardo García ist, einem der Gründer der legendären Gruppe Irakere); dem Trompetenspieler Yasek Manzano, der an der Juilliard Music School in New York ausgebildet wurde und schon mit Größen wie D’Joy de Cuba und Wichy de Vedado gespielt hat; dem MC El Individuo, der Teil des Kollektivs Con100cia aus Havana ist; der Schlagzeuger und Produzent WadPro, der neben der Beatherstellung auch regelmäßig in Havana auftritt; Kamerun, dessen Musik, egal ob seine eigenen Songs oder Arbeiten für andere Guámpara-Künstler, eine Brücke zwischen Karibik und Amerika schlägt; und schließlich der Musikerin und Sängerin Sigrid, die Neo-Soul mit kubanischen Klassikern wie son und filin mischt.

Das Album zeigt, auf welche einzigartige Weise Musik auf Kuba entsteht. Traditionelle afro-kubanische Rhythmen werden mit Einflüssen von Hiphop über Kuduro, UK funky und dem in der Karibik allgegenwärtigen Dembow-Beat. Es ist inzwischen einfacher geworden, Kontakt mit der Welt außerhalb der Insel aufzunehmen, entweder mit El Paquete (einer Art wöchentlichen Lieferung von Fernsehprogrammen, Musik und Film) oder durch Internet-Hotspots in öffentlichen Plätzen. Das hat die eh schon dichte Klangwelt Havana noch zusätzlich bereichert.

Havana Cultura:¡Súbelo, Cuba! ist ein Ergebnis dieser Umgebung. Das Album bindet afro-kubanische Traditionen in einen größeren Referenzrahmen ein. Jigüe definiert diesen Ansatz als „afro-futuristische Tropicalia“, was auch die Dynamik des Guámpara-Projekts beschreibt. Die Künstler des Kollektivs behalten ihre kubanische Herkunft immer im Auge und reichern sie mit afrikanischen Rhythmen an. Auf dieser Grundlage lassen sich Einflüsse aus der ganzen Welt integrieren.

In den letzten Jahren sind es gerade diese weniger bekannten Sounds, die auf Kuba besonderes Gehör finden. Ein Beispiel dafür ist eine Party, die LV, Jigüe und Peterson während der Arbeit am Album organisiert haben. Ein Afrobeats-Set hatte wenige Wochen vorher eine Tanzfläche in Brüssel wie leergefegt, erinnert sich LV, während die Reaktion in Havana elektrisch war: so finden eh verschwisterte Sounds zueinander.

Das Album ist auch ein Porträt einer Clubszene, die sich ständig wandelt. Sie ist natürlich von Kubas ganz eigener Charakteristik gezeichnet, wo regelmäßige Traditionen von gelegentlichen Kontakten mit der Außenwelt beeinflusst sind. Sie ist aber auch Teil einer globalen Szene ohne eigentliches Zentrum, in der sich eigenständige und einflussfreudige Dance-Kulturen behaupten können. Diese Seite von Havana ist neu, und trotzdem Ergebnis ihrer Vergangenheit.

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Die Mitwirkenden Künsler auf dem Album sind:

DJ Jigüe kommt aus Santiago de Cuba und ist sehr von der Stadt beeinflusst, genauso wie vom Cimarron in El Cobre. Musik hat er von seiner Großmutter und seinem Onkel gelernt, die ihm das Schlagzeugspiel beibrachten. Er wurde Ingenieur in der Industrie und begann mithilfe von Software 1999 mit dem Musikmachen. Heute ist er ein vielbeachteter Produzent und DJ, dessen Label Guámpara die Musik Kubas auf neue Wege führt. Er übernimmt zusammen mit Will LV die Produktion auf Havana Cultura: ¡Súbelo, Cuba!. Er wurde bereits von The Fader und Vice porträtiert, auf dem Album sind viele Künstler aus seinem Guámpara-Netzwerk vertreten. Sie alle eint, dass sie afro-kubanische Traditionen mit modernen Ideen und Entwicklungen verbinden. Er selbst kombiniert afro-kubanische Percussion mit karibischen Rhythmen und elektronischer Produktion und nutzt dabei auch seinen Hintergrund in Funk und Hip-Hop. Sein Debüt „Metamorfosis“ ist auf Soundcloud verfügbar. Letztes Jahr gründete er Guámpara Music, Kubas erste unabhängige Produktionsfirma für Hip-Hop.

El Menor kommt aus Havana Vieja und ist Jigües Schlagzeuger, spielt aber auch mit vielen anderen talentierten Musikern wie Albertio Lescay oder Polito Ibañez. Er ist schon seit seiner Jugend ein Teil der kubanischen Musikszene und hat bereits an Events wie dem WOMEX International Festival in Polen, dem International Jazz Plaza Festival (zusammen mit Marcus Miller), Manana Festival, AM/PM, World Music Festival in Havana und Hape-Collective-Konzerten in Kuba und Brüssel teilgenommen. Zu seinen aktuellen Aufnahmen gehören u. a. die „Mariposas de Papel“-CDs, produziert von Lino Lores.

Yasek Manzano ist Trompeter und Komponist, der mit absoluten Größen wie Celia Cruz, Los Van Van, Irakere, Bobby Carcassés und Simply Red zusammengearbeitet hat. Erste Auftritte hatte er im Club „La Zorra Y El Cuervo“ in Havanna. 1997 gab ihm Roy Hargrove seine erste Trompete. Dank eines Stipendiums studierte er an der Juilliard School of Music und lernte von Wynton Marsalis. Er ist Mitglied des Consejo Nacional de la Union de Escritores y Artistas de Cuba. Auf Havana Cultura: ¡Súbelo, Cuba! spielt er Horn, Orgel, Trompete und Posaune.

Niño Fony ist stark von der Musik aus Jamaika und Panama beeinflusst. Man kann ihn u. a. im Tropicana, im Casa de la Musica und auf Events in Santiago treffen.

Luz de Cuba ist eine gefeierte Sängerin und Spoken-Word-Künstlerin. Sie hat ihre Botschaft über den Stolz darauf, schwarz und eine kubanische Frau zu sein, schon auf der ganzen Welt verbreitet. In ihrer Kunst – ein Genre, das sie „Poedance“ nennt – verbindet sie Spanisch und Yoruba, begleitet von elektronischer Musik.

Anlässlich der Veröffentlichung von  Havana Cultura: ¡Súbelo, Cuba!, hat die  Filemacherin Savanah Leaf die Künstler portraitiert.


TRACKLIST

01 Enciéndelo (Feat. DJ Jigüe & Yissy García)
02 Compañeros tropicales (Feat. DJ Jigüe)
03 Bomba (Feat. El Individuo)
04 Diáspora (Feat. Negro WadPro)
05 Ciclo de la vida (Feat. Luz de Cuba & Kamerum)
06 Traketeo (Feat. Luz de Cuba)
07 Carambuko (Feat. Joao PGlagarto)
08 Soy libre (Feat. El Individuo)
09 Number One (Feat. Niño Fony)
10 Encontrándome (Feat. Sigrid)
11 Blues de mi barrio (Feat. Yasek Manzano)
12 Eshu (Feat. Kamerum)
13 Hasta pronto (Feat. DJ Jigüe & Yissy García)

Album: Havana Cultura: ¡Súbelo, Cuba!
Label: Brownswood Recordings
Vertrieb: Groove Attack
VÖ: 15. Juni 2018


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