Es ist ein Leben für die Musik, das Boz Scaggs führt: Seit fünf Jahrzehnten ist er unterwegs und hat dabei fast alle Genre-Winkel erkundet, vom Westcoast-Rock seiner frühen Jahre, hin zu Soul und den smoothen Siebzigern in Hollywood mit Hits wie „Lowdown“ und „Lido Shuffle“, bis zu seinen jüngsten Erkundungen von R&B, Jazz und dem Great American Songbook. Die Musik des wandlungsfähigen Singer-Songwriter-Gitarristen ist immer persönlich und immer beseelt. Auf seinem neuem Album „Out of the Blues“, das am 27. Juli 2018 auf Concord Records erscheint, bandelt Scaggs, geboren in Ohio und aufgewachsen in Texas und Oklahoma, wieder mit einer seiner frühesten musikalischen Lieben an.
Das Album ist der Abschluss einer inoffiziellen Trilogie, die mit „Memphis“ und „A Fool To Care“ begann, beide von Steve Jordan produziert. „Ich bin ein Kind der Fünfziger“, erklärt Scaggs, „und ich bin mit der Musik meiner Eltern aufgewachsen – die Sänger der Nachkriegszeit, die Hitparade im Fernsehen, die klassisch angehauchten Gershwin-Alben und Songs aus Musicals und Filmen. Dann kam Rock ins Radio, Elvis, Fats Domino, Chuck Berry und Little Richard, Sender aus Nashville und Chicago, die man kaum empfangen konnte, und Doo-wop von der Ostküste. All die Sterne am musikalischen Firmament, unter dem meine Generation groß geworden ist. Weil ich im Südwesten aufgewachsen bin, habe ich auch all das wilde Zeug aus Südtexas und Louisiana gehört, das ganz anders war als die Musik, die die Backfische in anderen Gegenden damals kannten. Diese Alben sind eine Erkundung dieser frühen Einflüsse, gefiltert durch verschiedene Lebensabschnitte“.
Auf dem von Scaggs selbst produzierten **„Out of the Blues“** singt er mit seiner ikonischen Stimme, begleitet von seinem rauen Gitarrensound, Klassiker von Blues-Größen wie **Bobby „Blue“ Bland, Jimmy Reed** und **Magic Sam**, präsentiert aber auch eine überraschende und bewegende Version von **Neil Youngs** **„On the Beach“** und Originalkompositionen des Songwriters **Jack Walroth.**
Für diese Gelegenheit hat sich Scaggs ein Allstar-Team ins Studio geholt, das aus Größen wie den Gitarristen Doyle Bramhall II, Ray Parker Jr. und Charlie Sexton, dem Bassisten Willie Weeks, Schlagzeuger Jim Keltner und Keyboarder Jim Cox besteht, natürlich mit Boz selbst an Gitarre, Bass und Vocoder und seinem langjährigen Freund Jack Walroth an der Mundharmonika.
„Das Projekt zeigt, wo ich gerade in meinem Leben stehe“, sagt Scaggs. „Ich habe in den letzten Jahren viele Konzerte gespielt und kann mich deswegen ganz besonders auf meine Stimme und meine Gitarre konzentrieren. Ohne die Live-Erfahrung ginge das nicht. Im Grunde spiele ich Rhythmusgitarre, und das gar nicht mal besonders gut, aber ich liebe dieses Instrument und habe meinen eigenen Stil, irgendwo zwischen Straßenköter und zu harter Macker – wenigstens in meinen Träumen … Aber dass ich immer mit einem Bein im Blues stand, hat mir als Gitarrist musikalische Türen geöffnet. Deswegen habe ich Ray, Doyle und Charlie zu diesen Sessions eingeladen. Ich bin natürlich so schlau, musikalisch im Hintergrund zu bleiben“.
„Die Rhythmusspuren haben wir in vier Tagen aufgenommen. Dann bin ich auf Tour gegangen und habe sie mir mit Absicht nicht angehört, bis ich ein paar Monate später wieder zu Hause war. Aber beim ersten Hören war mir gleich klar: Das Ding sitzt!“.
Vier Songs auf „Out of the Blues“ wurden von Scaggs‘ langjährigem Freund und musikalischem Seelenverwandten Jack Walroth geschrieben. Der abseitige Blueser hat Boz in den Sechzigern kennengelernt, als beide in Madison, Wisconsin lebten. Später zog er zur gleichen Zeit wie Scaggs nach San Francisco.
„Er ist ein sehr produktiver Songwriter und von der gleichen Musik beeinflusst, die auch mir wichtig ist“, sagt Scaggs über ihn. „Ich wollte sehr lange sein Produzent sein. In den Neunzigern hatten wir eine Zeitlang jeden Dienstag eine Session mit einigen anderen Musikern und dem Ziel, seine Songs für sein Album aufzunehmen. Das Problem war nur, dass er dauernd neue Songs anschleppte. Ich hatte am Ende genug Material für mehrere Alben, deswegen verlief sich das Projekt irgendwann. Als ich jetzt auf der Suche nach Songs für mein eigenes Album war, fiel mir ein, dass ich ja diesen ganzen Stapel von großartigen Liedern hatte, die mir gefielen und die ich schon gut kannte. Auf dem Album samt Bonustracks sind insgesamt sieben seiner Songs, einen anderen habe ich mit ihm zusammen geschrieben. Danke, Mann!“.
Scaggs erlebt gerade eine persönliche musikalische Renaissance. Frei von den Zwängen des alten Album-Tour-Album-Tour-Zyklus, hat er sich in den letzten zehn Jahren einer Reihe von eklektischen und sehr persönlichen Alben gewidmet, die zeigen, wie viele Genres er beherrscht: Die Jazz-Standard-Sammlungen „But Beautiful“ und „Speak Low“ (das es an die Spitze der Billboard Jazz Charts schaffte), das Soul-inspirierte „Memphis“ und das bluesige „A Fool To Care“, die beide auf Platz 1 der Billboards Blues Charts gelangten.
“Von Anfang an hat sich ‘Out of the Blues’ wie ein besonderer Moment meiner Karriere angefühlt”, erklärt Scaggs. “Die Arbeit an dem Album lief so glatt, die Sessions verliefen so reibungslos. Manchmal versammelt man ein vermeintliches Dream Team, und es klappt einfach nicht. Aber hier stimmte die Chemie, und alles passte wunderbar zusammen. Es war eine einzige Freude, vom Anfang bis zum Ende, und ich bin sehr zufrieden”.