Cari Cari haben sich für ihr Debütalbum erstaunlich lange Zeit gelassen. Doch „ANAANA“ ist nicht zuletzt genau deshalb so wie es ist, weil das Zusammentragen von Erfahrungen, Einflüssen und Ideen dafür eine sprichwörtlich lange Reise war. Oder besser: Viele davon. Zwischen dem Zeitpunkt als sich Stephanie Marie Louise Widmer vor Jahren das erste Mal vollkommen unvorbereitet hinter ein Schlagzeug gesetzt hat und damit Cari Cari begründet hat, und jetzt, dem fertigen Album stehen deshalb auch reichlich romanreife Geschichten: Eine Australien-Tournee auf der die Band mit Great Barrier Reef-Tauchgängen bezahlt wurde, ausgedehnte Aufenthalte in London, Hamburg und Tokio oder 5000 Menschen bei einem Sonnenuntergangskonzert an der Küste Barcelonas, nicht zuletzt auch unzählige auf Tour geschlossene Freundschaften, die etwa in der eigenen YouTube-Serie Cari Cari Ragazzi gewürdigt werden.
Die EP „Amerippindunkler“ (2014) blieb in Österreich weitgehend unbeachtet, erreichte aber über internationale Blogs und Platzierungen in Hollywood-Produktionen (u.a.: „Shameless“) ein großes Publikum. Und auch in den letzten Monaten ist das Duo, auf dem Rücken einer neuen Euphoriewelle, viel gereist: Im Windschatten der 2017 veröffentlichten Single „Nothing’s Older Than Yesterday” erarbeiteten sich Cari Cari einen Tourplan, der nicht viele Wünsche offen lässt: Vom Sziget Festival in Budapest, The Great Escape in Brighton bis zum Primavera Sound Festival in Barcelona erspielte sich die Band einen exzellenten Namen im europäischen Showcase- und Festivalzirkus.
Das Rolling Stone Magazin Italien bezeichnete Cari Cari gar als wichtigste Neuentdeckung des Primavera Sound Festivals und viele weitere Bookings verschafften der Band einen Platz in den “ETEP Top 10” 2018 (Diese zeigen jährlich die meistgebuchten Newcomer Europas). Und doch, trotz aller dieser Erfolge, stehen die beiden erst am Anfang.
Auf ihrem Debütalbum ist die Sonne bestimmendes Motiv, sozusagen die gemeinsame Klammer: “ANAANA” sagen A.K. und S.M.L., “bewegt sich zwischen Abendrot und Morgendämmerung, klingt nach Bandrauschen, körnigem Film und Wüstenstaub. Die Sonne wird zum Antrieb, zum wiederkehrenden Motiv, aber vor Allem zum Stimmungs- und Taktgeber. Von endlosen Fahrten im Sonnenuntergang über kalte, pechschwarze Nächte bis zu den ersten Sonnenstrahlen, die nach einer durchzechten Nacht die Nasenspitze kitzeln.“
„ANAANA“ versammelt die Unmenge an Eindrücken aus vielen Reisekilometern, Nächten und Abenteuern in einem glühend heißen Druckkochtopf; unterhaltsam, schnell und abwechslungsreich: Erdiger 1960ies Gitarrensound, treibende Rhythmen, Maultrommeln und Didgeridoo. Eine gewisse Liebe zu den Welten von Ennio Morricone und Quentin Tarantino lässt sich nicht von der Hand weisen: „Wir sehen die Musik in Bildern“, unterstreichen Cari Cari das wiederkehrende Thema der blutroten Sonne – und gleichzeitig die Wärme im Sound ihres Albums. Ein bewusster Gegenentwurf zur autotunenden Welt von heute; zum klinisch-sauberen Sound des Pop anno 2018? Viel mehr kultiviert die Band die perfekte Imperfektion. Und so bleibt der gewollte Eindruck: „ANAANA“ ist wie ein langer Sonnenuntergang. Vom Energie spendenden Opener „Summer Sun“, durch die Nacht mit Stücken, wie “After The Goldrush” oder “Dark Was The Night Cold Was The Ground” bis zu einer wundervollen Ballade, “Do Not Go Gentle Into That Good Night”, auf der schon die ersten Sonnenstrahlen der Morgendämmerung zu erahnen sind. Ein Debüt, das lange auf sich hat warten lassen, aber dafür umso vielschichtiger und abwechslungsreicher ist.
TRACKLIST
1 Summer Sun
2 ANAANA
3 Mapache
4 Mazuka
5 Nothing’s Older Than Yesterday
6 Mechikko
7 After The Goldrush
8 Dark Was The Night Cold Was The Ground
9 Camoubee
10 Do Not Go Gentle Into That Good Night