ALABASTER DEPLUME – TO CY & LEE: INSTRUMENTALS VOL. 1

Alabaster DePlume macht nichts so, wie es sich gehört, und das macht ihn sehr glücklich.

Der gebürtige Manchesterer lebt heute in London und ist Bandleader, Komponist, Saxofonist, Aktivist und Sprecher. Er ist zurzeit Resident beim legendären Londoner Kreativzentrum Total Refreshment Centre und beim Label Lost Map, das auf einer schottischen Hebrideninsel beheimatet ist. Außerdem ist er als einer der vielen visionären musikalischen Pioniere der neueste Zugang beim Label International Anthem aus Chicago. Während seine Musik oft Vokalelemente enthält – meistens geflüsterte Gebote –, handelt es sich bei diesem Album um Instrumentals, die er während der Arbeit an vier Alben und über einen Zeitraum von acht Jahren in ganz UK mit vollem Einsatz aufgenommen hat.

Die Musik auf „To Cy & Lee: Instrumentals Vol. 1“ sind Stücke von natürlicher Eleganz, die aber alle etwas Wildes und Ursprüngliches in sich tragen. In den 11 Nummern schwirren japanischer Min’yo, keltischer Folk, der Ethio-Jazz von Saxophonist Getatchew Mekurya und Spuren der pan-humanen „Alten Musik“, die unter Arthur Russells Melodien auf „First Thought, Best Thought“ vergraben liegen. Die Musik bietet viel Luft zum Atmen und ist laut DePlume von Computerspielen und Anime beeinflusst, vor allem von Joe Hisaishis Soundtrack zum Ghibli-Klassiker „Das wandelnde Schloss“.

Auf dem Album sind neue Kompositionen neben älteren Instrumentalstücken und subtilen Schlafliedern, die vom Rand der Erde gefallen zu sein scheinen. Die Songs stammen von den Alben „Copernicus“, „The Jester“ und „Peach“ – eher unbekannte Platten, die vor dem sehr gelobten Album „The Corner of Sphere“ von 2019 veröffentlicht wurden. Auf den neuen Stücken sind Dan „Danalogue“ Leavers von „The Comet Is Coming“ und Sarathy Korwar neben vielen anderen der besten Musiker Londons zu hören.

Die Entstehungsgeschichte von „To Cy & Lee…“ ist eine ganz besondere: DePlume arbeitete gerade für „Ordinary Lifestyles“, eine Organisation in North Manchester, die Menschen mit Behinderungen dabei hilft, in eigenen Wohnungen selbstbestimmte Leben zu führen – wie die titelgebenden Cy und Lee. DePlumes Aufgabe war es, die beiden auftauen zu lassen. Das gelang ihm, indem er sich mit ihnen Melodien ausdachte, um zu Hause oder unterwegs in seinem ramponierten Auto zur Beruhigung Lieder zu summen. Mit seinem Handy zeichnete DePlume diese spontanen Sessions auf und benutzte sie danach im Studio als Grundlage für neue Songs.

Zusammen mit Cy, Lee und ihren Freunden veranstaltete er auch Jam Sessions.

„Wir alle konzentrierten uns auf einen zentralen Klang und kamen so langsam auf eine gemeinsame Wellenlänge. Manche Sachen lassen sich nicht mit Worten ausdrücken, nur mit Klang und Musik. Einige von ihnen hatten nicht so viele Wörter zur Verfügung, manche gar keine. Trotzdem Gefühle in Musik zu verwandeln, ist deswegen eine echte Befreiung“.

Bei Liveshows setzt er diese Technik mit seinen Musikern zusammen so oft wie möglich ein. Dieser humanistische, gemeinschaftliche Ansatz prägt seine Musik und sein ganzes Leben. Diese Musik will die Menschen aufwecken, zu sich selbst zu stehen, und sie beinhaltet eine Aufforderung, die zu seinem beliebtesten Slogan geworden ist und ihm inzwischen von seinem Publikum schon zugerufen wird: „You’re doing very well!“.

In der Praxis bedeutet das, dass er Musiker mit unterschiedlichem musikalischen Können und Hintergründen zusammenbringt, um Routinen aufzubrechen und somit ungewöhnliche Aufnahmesituationen zu schaffen. „Ich wollte diese Vorstellung von ‚richtigem Spiel‘ auflösen, deswegen spielen wir einfach zum Spaß. Das hat viele magische Momente erzeugt“. So werden Grenzen eingerissen und Menschen zusammengeführt. Musikalischer Aktivismus, der sich auch noch wunderschön anhört.

Eins dieser wunderschönen Instrumentalstücke ist „Peach“. Das Album sollte später auch seinen legendären monatlichen Sessions, die er nach seinem Umzug nach London veranstaltete, ihren Namen geben. Die Musik wurde in der Mitte eines großen Zimmers in der Antwerp Mansion in Manchester aufgenommen, während eines Abendessens für 60 Gäste. „Dadurch vibrierte die Luft förmlich, die Leute riefen uns ihre Ideen zu: ‚Die Musik soll verkatert klingen!‘. ‚Jetzt wie ein Fass, das über Eis rollt!‘, und so haben wir dann gespielt. Leute essen, trinken und rufen alles Mögliche, und wir haben dann darauf reagiert“.

 

Die zwei neuen Stücke wurden in Londons inzwischen legendärem Total Refreshment Centre mit Danalogue (Piano), Sarathy Korwar (Schlagzeug), Chestnutt (von Snapped Ankles, Synth), Donna Thompson (Vocals) und James Howard (Gitarre) aufgenommen. Die Aufnahmen fanden an einem einzigen Tag statt, DePlume war erschöpft, sein Saxofon auch. Manche Töne konnten einfach nicht getroffen werden. „Wenn etwas kaputt ist oder fehlt, wird darum herumgespielt, und so funktioniert es wieder“, sagt er. „Dann gehört die Musik ganz dem Moment. Das ist mein Wunsch“.

DePlumes politische Ideale werden vor allem in seinen Songs mit Gesang deutlich, die auf seinen Liveauftritten zu hören sind, wie „I Was Gonna Fight Fascism“, auf dem er Werbeslogans zu politischen Parolen umschreibt. Aber wie ernst es ihm ist, wird auch auf „Cy & Lee…“ spürbar: Musik mit sozialem Anliegen.

„Mir gefällt die Idee, dass wir nicht einfach nur frivole Schnörkelmusik spielen, sondern etwas von gesellschaftlichem Wert schaffen. Ich höre gerne zu, um zu hören, was gesagt werden muss. Vor einigen Jahren habe ich noch Saxofon bei den Konzerten von anderen Leuten gespielt. Mir wurde klar, dass ich darauf warte, die Erlaubnis zu bekommen, mein eigenes Ding zu machen. Aber diese Erlaubnis kann dir niemand geben, weil sie gar nicht wissen können, was alles in dir steckt. Deswegen habe ich mir einfach selbst die Erlaubnis gegeben“.

Alabaster DePlume macht nichts so, wie es sich gehört, und das macht uns glücklich. Hallelujah.

© PRESSEFOTO: Chris Almeida


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TRACKLIST „ALABASTER DEPLUME – TO CY & LEE: INSTRUMENTALS VOL. 1

01 Visit Croatia
02 What’s Missing
03 Song of the Foundling
04 Whisky Story Time
05 Not Now Jesus
06 If You’re Sure You Want To
07 The Lucky Ones (feat. Danalogue)
08 Why Buzzardman Why
09 Not My Ask
10 Turpentine
11 I Hope<-

KÜNSTLER: ALABASTER DEPLUME
ALBUM: TO CY & LEE: INSTRUMENTALS VOL. 1
VÖ: 28. FEBRUAR 2020
LABEL: INTERNATIONAL ANTHEM
VERTRIEB: !K7/INDIGO
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