Lucia cadotsch veröffentlicht ihr neues album ’speak low ii‘

Die in Berlin lebende Schweizer Sängerin Lucia Cadotsch kehrt mit ihrem umjubelten Trio Speak Low und ihrem zweiten Album „Speak Low II“ zurück, das am 27. November bei We Jazz Records erscheint. Auf „Speak Low II“ ist das langjährige und tourerfahrene Ensemble wieder vereint: Cadotsch am Gesang, Otis Sandsjö (von Y-OTIS) am Tenorsaxophon und Petter Eldh (von Koma Saxo) am Kontrabass. Als Gäste sind dabei: Kit Downes an der Hammondorgel und Lucy Railton am Cello. „Speak Low II“ knüpft an ihr genreveränderndes und zukunftsweisendes Debütalbum an, unterstreicht neue Nuancen im Sound der Band und taucht noch tiefer in die Songs ein. Die Gruppe nimmt ihr handverlesenes Material auseinander, legt die Essenz der Kompositionen offen, behandelt die Lieder auf eine Art und Weise, die gleichzeitig voller Zuneigung, respektvoll, innovativ und erfrischend ist und setzt sie neu zusammen.

„Speak Low II“ erscheint fast fünf Jahre nach dem vielgepriesenen Debüt der Band und ist ein Beleg für die Tiefe des Ansatzes, den die Band von Anfang an verfolgt hat. Im Zentrum der Arbeit des Trios steht die Offenheit für die Liebe zur Musik und zu der sie umgebenden Szene(n). Das Album wirkt wie eine einheitliche Sammlung von Songs, die sie beim Hören von Platten und durch gemeinsam verbrachte Zeit mit Musikerfreunden gefunden und sich zu eigen gemacht haben. Der reife Sound der Band und die Gleichheit der Musiker kommt auf dem Speak-Low-Sound zum Ausdruck, die über 100 gemeinsamen Auftritte sind ein wichtiges Vehikel für die Entwicklung ihrer Musik.

”The first album was filled with pretty famous songs, but that was actually not at all intentional” erklärt Cadotsch. ”Those were just my favourite songs of the previous 10 years and we started working on making them ours, musically. We were playing around with concepts for the second album, but soon realised that we just needed to find the right songs and adapt them organically, which comes through in how we interact with the songs and each other. This time around, we wanted to dig deeper and made finished arrangements of around 20 tracks, half of which we ditched in the process. The ones that made the cut have been through a lot and they just felt right for us.”

Der Opener und erste Single des Albums, „Azure“ von Duke Ellington, ist ein Zeugnis der Arbeitsweise der Band. Die Speak-Lowed-Version der Komposition, ein hochrhythmisches Stück ohne Schlaginstrumente, verwandelt sich in eine Art matte Klangflüssigkeit, akustisch-trocken und doch raumgreifend und fluid. Eine zusätzliche Schattierung kommt von Kit Downes an der Orgel, die sich eher wie eine natürliche Erweiterung des Gruppenklangs anfühlt, als dass sie per se ein eigenständiges Merkmal wäre. Das rhythmische Element ist eine Anleihe von einem anderen Projekt mit Petter Eldh, die ursprüngliche Begegnung mit der Komposition kam durch den Pianisten Pablo Held, in dessen Kölner Session Cadotsch mitwirkte.

Der ECM-Künstler Downes kam vor Jahren bei einem Auftritt in London zu Speak Low auf die Bühne. Seine musikalische Denkweise passte zu dem vollen und doch schlanken Sound von Speak Low. Auf Songs wie „Azure“ und „Black Is the Color Of My True Love’s Hair“ scheint es, als wäre immer schon Raum für ihn gewesen. Allerdings nicht im Sinne eines „Feature Slot“, sondern ein spezifisch auf ihn zugeschnittener Raum. Dasselbe lässt sich über den Raum sagen, den die Cellistin Lucy Railton bei „Black Is the Color Of My True Love’s Hair“ und „Ballad Of the Drowned Girl“ einnimmt.

„We also play all of these tracks featuring extra players with the trio when we play live”, bestätigt der Bassist Eldh. „Then it’s also about being sensitive to the surroundings and creating new music with the room. Some of these versions on the album have already travelled a long way with us, ’Black Is the Color…’ being one of the very early ones that have stayed with us but only now made it to the record.“

Was den Sound von Speak Low betrifft, so steht die Sängerin als Erzählerin häufig im Mittelpunkt, doch wäre es schlichtweg unmöglich, einen der Musiker im Kerntrio auszutauschen. Sehen Sie sich die Musiker einmal live an, und Sie werden feststellen, wie eng sie miteinander verbunden sind. Das Kismet ist echt, die Freiheit innerhalb der Lieder auf dem Album offensichtlich. Lediglich zu üben würde eine solche Nähe nicht zeitigen. Fügt man die Chemie und etwa sechs Jahre aktives Touren hinzu, dann kommt man sich näher. Und schließlich ist da noch der „it“-Faktor, der schwer zu beschreiben ist.

Wie bereits erwähnt, ist „Azure“ ein Beispiel für den gemeinschaftlichen Vibe und die Einflüsse der Band, die sich über einen Großteil dessen erstrecken, was heute als „zeitgenössischer europäischer Jazz“ gilt (schauen Sie sich die jeweiligen Lebensläufe an). „Black Is the Color…“ hingegen bringt ihre Alan-Lomax-ähnliche Wertschätzung für die Tradition des Folksongs zum Ausdruck, der von einer Generation zur nächsten weitergegeben wird. Aber vielleicht ist es „What’s New / There Comes a Time“, das wirklich den Punkt trifft, wie organisch Speak Low funktioniert.

„We were really diggin’ the Ahmad Jamal Trio version of ’What’s New’ [from ’But Not for Me / At the Pershing’]“, sagt Lucia. „It was Lucy Railton who originally showed the track to Petter, especially highlighting the hip-hop-esque break in the song just before the two-minute mark. So modern for the late 50’s! This combination of being traditional and avantgarde really resonated with us as we started to work with the track. Then the Tony Williams song ’There Comes a Time’ started creeping in, too, becoming the second part of it. We were really inspired by the mood of that one and I really love those lyrics, how he sings ’I love you more when you’re spiteful’.“

In gewisser Weise könnte der Speak-Low-Ansatz als archäologisch bezeichnet werden. Drei Musikliebhaber, die sich mit Liedern aus verschiedenen Quellen in Beziehung setzen und bereitwillig alle Ideen verwerfen, die ihnen nicht natürlich erscheinen – und sich an die halten, passen.

Es stellt sich heraus, dass es ein Konzept zu „Speak Low II“ gibt. Es ist die Band selbst, ihre gemeinsame musikalische Entwicklung und ihre Liebe zur Musik.