Nach dem 2020 erschienenen Album Adult Themes ist El Michels Affair zurück mit einem neuen Longplayer. Das neue Album trägt den Titel Yeti Season und bietet alles auf, was wir von EMAs cineastischem Stil instrumentaler Soulmusik erwarten.
Während Adult Themes einen Soundtrack zu einem imaginären Film lieferte, bringt uns Yeti Season an einen anderen Ort – mit ganz neuen Inspirationen. Mit türkisch angehauchtem Funk und einer fast schon Mumbai-esken Interpretation von Soul offeriert uns El Michels Affair mit Yeti Season eine andere Art von Drama und Fantasie.
Für diejenigen, die bei El Michels Affair schon länger dabei sind, sollte dies keine eine allzu große Abweichung darstellen. Die erste Single von Yeti Season deutete bereits 2018 an, wohin die Reise gehen könnte. Ein doppelseitiger Banger, der jene musikalischen Texturen in den Vordergrund spielte, die dieses Album dominieren. Der erste Song mit dem Titel Unathi wird durch die wunderschön eindringlichen und hoffnungsvollen Vocals von Piya Malik – ehemals 79.5, ebenfalls auf Big Crown zuhause – vollendet. Piya singt in Hindi und fordert uns mit ihrer ätherischen Stimme auf, gemeinsam für den Fortschritt zu arbeiten und zu kämpfen. Selbst wenn man ihre Sprache nicht versteht, erkennt man die Dringlichkeit des Ziels und spürt den Vibe, der über allem liegt.
Leon Michels unterstreicht, dass Piya einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Album hatte: „When Piya started singing in Hindi, she had a different voice, a different tone. I knew we had to do something together.“ Und so taucht auf drei Songs auf Yeti Season auf: Zaharila, Murkit Gem, und Dhuaan. Jeder von ihnen verleiht dem Album eine besondere Signatur. Zaharila ist ein sich langsam aufbauender und verändernder Lovesong, der von schmetternden Trompeten, drängenden Drums und Piyas flehenden Texten bestimmt wird. Murkit Gem ist eher upbeat und beginnt mit einer verwaschenen, Wu-Tang-esken Grundlinie, die Piyas Stil unterfüttert. Die psychedelische Gitarre und Piyas wechselnde Töne und Texturen, die über eine alles verzehrende Liebe singen, machen Dhuaan aus und den Tune zur zweiten Single von Yeti Season.
Außerdem hat Shannon Wise von The Shacks – eine weitere Big-Crown-Künstlerin –. Einen Auftritt auf dem Album. Ihr Song Sha Na Na entspricht eher der vertrauten EMA-Richtung: melodisch, hypnotisch, gefühlvoll. Mit Shannons luftigem Gesang, der springenden Bassline, den moody Vibes und den dynamischen Drumlines klingt es wie das Äquivalent zu einem nachdenklichen Spaziergang nach Hause nach einer seltsam dramatischen Nacht.
Was also ist Yeti Season? Es könnte eher ein Gefühl sein als ein tatsächlicher Ort oder eine Jahreszeit. Es ist ein heavy Album – das beweisen die charakteristische Musikalität und der dramatische Gesang. Aber es ist auch ein gleichermaßen hoffnungsvolles Album, mit Phrasierungen, Texturen und Akkordwechseln, die auf etwas Besseres – oder Volleres – hinweisen, das da kommen mag. Das hört man in Songs wie Ala Vida, mit seinen schneidenden, pulsierenden Akkorden, die das Fundament für die hellen, atmosphärischen Bläserlinien von EMA bilden. Oder auch in Fazed Out, das einen mit einem Gefühl der Entschlossenheit zurücklässt, einem Streben nach einer Lösung, obwohl die treibende, marschartige Songstruktur auch der Soundtrack einer siegreichen Armee sein könnte.
Diese Hartnäckigkeit rührt wohl von der Tatsache her, dass Leon Michels und Co. diese Platte während des Lockdowns fertiggestellt haben. Es war eine schwierige und mühsame Zeit. Aber schauen Sie sich an, was daraus geworden ist: Yeti Season – eine Platte voller Dramatik, aber auch eine voller Hoffnung und Verheißung.
Es bedarf wohl eines Jahres wie 2020, um Hoffnung in eine winterliche und großfüßige Kreatur wie einen Yeti zu setzen, aber so scheint es zu sein.
der-promotor 