Jean Carne, Ali Shaheed Muhammad & Adrian Younge – Jean Carne JID012

Die Stimme von Jean Carne ist wie ein zartes und tiefes Gewässer, das sich verschiedenen Epochen und Genres anschmiegen kann. Sie hat ein paar der bestverstecktesten Jazz-Schätze geziert und mehrere Generationen junger Stars zu neuen Höhen verholfen. Auf Jean Carne JID012 steht ganz allein ihr einzigartiges und magnetisches Talent im Mittelpunkt. Die legendäre Sängerin kann ihre explosiven stimmlichen Fähigkeiten auf dieser neuen Veröffentlichung von Jazz Is Dead hell strahlen lassen.

Am bekanntesten ist ihre Zusammenarbeit mit Doug Carn in den frühen Siebzigern, aber Jean Carns Werk ist noch viel reicher und vielschichtiger. Sie hat schon damals eine Brücke zwischen den Generationen geschlagen, mit Anfängen im Spiritual Jazz hin zu Philly Soul, Disco und R&B. Dabei hat sie mit Größen wie Azar Lawrence,Phyllis Hyman, Michael Jackson, Lonnie Liston Smith und Earth, Wind & Fire zusammengearbeitet. Es ist fast unmöglich, eine heutige Pop-Stimme zu finden, die nicht auf die eine oder andere Weise von Carnes ganz eigener Stimmakrobatik beeinflusst ist.

Auf der Platte flirrt Carnes unverwechselbar gelenkige Stimme durch sieben Tracks, auf denen sie die Möglichkeiten und die Kraft der Liebe erkundet – Selbstliebe, Liebe zur Community, Liebe von höheren Mächten. Die Arrangements von Adrian Younge und Ali Shaheed Muhammad sind zwischen Innerlichkeit und Übermut verortet und erinnern an die Meisterwerke von Weldon Irvine oder Carnes häufigem musikalischen Partner Norman Connors. My Mystic Life lädt die Hörer ein, Leben auf dem Mars zu finden oder „dem Kosmos zu lauschen“.„The Summertime“ ist eine Ode an heißen Asphalt und heiße Looks.

Black Love ist eine impressionistische Reise durch Seele und Sound. Der letzte Song stammt vom kommenden Album von Jean Carne, ebenfalls für Jazz is Dead aufgenommen, und ist um Carnes Stimme herum gefeilt, mit einer Ehrfurcht, mit der sonst Statuen aus der Renaissance betrachtet werden. Der Song greift die Themen Liebe und Spiritualität auf und ist ein Tribut an die überirdisch große Kraft von Community. Ihre Stimme steigt höher und höher, als ob sie durch Wolkenschichten fliegt, bis zum emotionalen Höhepunkt der Platte. Carnes Gesang, der Erinnerungen an die schwelgerischen Improvisationen von Sarah Vaughn weckt, ist nicht von dieser Welt. Durch Abstraktion fängt sie eine immense und unbeschreibliche Kraft ein, die Menschen beschützen, den Weg weisen und zusammenführen kann.

Das entspannte Funk-Schlagzeug und das neblige Keyboard erinnern an Eisverkäufer, erfrischende Wasserfontänen und Grillparties. Der Song fängt den Vibe eines entspannten Sommertages ein, und fährt selbstbewusst die gleichen Straßen entlang, auf denen auch Kool and the Gang und Roy Ayers rumkurven, wenn die Temperaturen steigen. Wie auch die anderen Songs auf Jean Carne JID012 zeigt The Summertime, mit welcher Leichtigkeit sie das Abstrakte anschaulich und erfahrbar machen kann, und kollektive Erfahrungen und Emotionen spürbar werden lässt.

Black Rainbows erblüht von einer Keyboard-Fantasie hin zu einer Schlagzeug-Nummer, und lässt dabei Carne immer genug Raum. Der Titel des Stücks und sein Refrain erinnern elegant an Sun Ras Afrofuturismus. Carnes Stimme füllt den (Welt-)Raum, das Stück wandelt sich langsam von einer Meditation hin zu einem Festgesang, bis dann eine mit Musik morsende Gitarre zu einer kosmischen Tanzparty lädt.

Jean Carne JID012 ist nicht einfach nur die Summe ihrer Karriere, sondern eine Hymne auf ihren Glauben an sich selbst. Sie lädt die Hörer ein, Glück zu suchen und zu finden, und ohne jedes Zögern zu lieben.

Tracklist JID012 Jean Carne:

1. Come As You Are

2. People Of The Sun

3. Visions

4. My Mystic Life

5. The Summertime

6. Black Rainbows

7. Black Love