tilo weber solo – rilke revisited

TILO WEBER

Tilo Webers Soloalbum Rilke Revisited erscheint am 29. April via Malletmuse Records.


Tilo Weber ist Schlagzeuger. Dieser Satz führt womöglich in die Irre, denn er ist viel mehr als das. Wo andere Drummer sich über ihre Physis manifestieren, sucht Weber immer den Zwischenraum, das, was sich zwischen zwei Tönen oder Beats offenbart, ohne direkt gesagt werden zu müssen. Seine Präsenz ist deshalb enorm, sein individuelles Energiepotential macht ihn zum Gravitationszentrum jeder Band, in die er involviert ist. Dies stellt er seit Jahren in seiner eigenen Band Four Fauns und in Bands wie Y-Otis unter Beweis.

Nun lässt Tilo Weber mit seinem ersten Soloprogramm aufhorchen. Auch hier bleibt er sich treu, denn wer ein großes Schlagzeugsolo vermutet, wird von Weber wie so oft überrascht. Mit einem sorgfältig ausgesuchten Instrumentarium aus Glöckchen, Röhren und Schüsseln –  das eher an Neue Musik erinnert – entwirft Weber eine einzigartig surreale Klangwelt. Dank Feingefühl für klangliche Nuancen und durch die Kunst der Reduktion, entsteht eine meditative und zugleich fesselnde Atmosphäre.

Doch Weber geht in seinem Soloprogramm noch einen Schritt weiter und begnügt sich nicht allein mit seinem farbenreichen Instrumentalspiel. Wie es der Titel Rilke Revisited ankündigt, ist Weber durch die Wiederbegegnung mit Lyrik von Rainer Maria Rilke inspiriert. So rezitiert Weber im Stück Leda das gleichnamige Gedicht von Rilke. Dies ist keinesfalls eine bloße Vertonung. Vielmehr verschmilzt Webers sonore und ruhige Stimme ganz natürlich mit dem instrumentalen Spiel und wird bloßer Klang als Teil der Komposition. Auch Torso liegt ein bildreiches Sonett Rilkes aus seinem bekannten Lyrikband „Neue Gedichte“ von 1908 zu Grunde. Die sprachlich eindrucksvolle Hommage an die Skulptur Rodins des archaischen Torsos Apoll verstärkt Weber gekonnt mit sprudelnden Rhythmen in einer metallischen Klangwelt von verschiedenen Objekten.

Eröffnet wird das Album Rilke Revisited mit einem Gedicht des Schriftstellers Barthold Heinrich Brockes aus dessen naturlyrischen Gedichtband des 17. Jahrhunderts. Fauna ist Webers persönliche Liebeserklärung an die Natur und auch ein konzeptioneller Brückenschlag zu seinem Ensemble Four Fauns.

Aus den Liner Notes:

Glenn Kotche (Wilco)Tilo Weber’s “Rilke Revisited” is a work of captivating beauty and intrigue. Uniquely pairing poetry (recited by Weber) with sensitive percussive accompaniment – which could also easily stand alone, this work shows us Weber’s truly versatile talent and unique voice – with his immense creativity on full display.  

Steven Schick His work is beautiful, captivating in performance and very revealing of a new set of principles for artists. I really appreciated that Tilo was outdoors while not making a spectacle of the outdoors, just treating it naturally. His sound world is simple – this is a real compliment! – and very evocative. The occasional interjection of English changes the rhythms so beautifully. I also loved the drum set playing as the light faded. Truly beautiful

Tracklist

Tilo Weber Solo – Rilke revisited

Fauna

Leda

Galathau

Torso

Litus