Garrett Saracho, Adrian Younge & Ali Shaheed Muhammad kündigen das neue Album ‚Garrett Saracho JID015‘ AN


Während sie vor allem dafür bekannt sind, mit einigen der bekanntesten Namen im Jazz zusammenzuarbeiten, lädt Jazz Is Dead uns nun ein, einen Innovator kennenzulernen, der bis heute weitgehend unbekannt war.

In den frühen 1970er Jahren war Garrett Saracho ein Künstler, der bei dem legendären Label Impulse Records unter Vertrag stand und sich in der Underground-Jazzszene von Los Angeles hervortat. Aufgrund einer tragischen Kombination aus Missmanagement des Labels und geopolitischer Einmischung blieb seine einzige Platte, En Medio von 1973, selbst bei den aufmerksamsten Sammlern und Fanatikern weitgehend unter dem Radar.

Nun hat Saracho zusammen mit Adrian Younge und Ali Shaheed Muhammad in den Linear Labs Studios einen berauschenden Mix aus Latin Soul, Funk und Psychedelic Jazz geschaffen. Auch wenn Sie seinen Namen bislang nicht kannten, werden Sie schon bald das Genie von Garrett Saracho zu würdigen wissen. Der Opener des Albums, Sabor Del Ritmo (Taste of Rhythm), zieht einen unmittelbar in seinen Bann, Flöten und Sarachos meditatives Klavierspiel umgarnen den Hörer. Zurückhaltend, aber beschwingt, ist es ein wunderbares Beispiel für die verschiedenen Richtungen, die die restlichen Arrangements einschlagen. Altitude klingt, als entstamme es einer angesagten Musikbibliothek, mit eindringlichen Streichern und einer spannungsgeladenen Klaviermelodie, die perfekt als Soundtrack für eine Verfolgungsjagd geeignet ist. Mit ähnlichen cineastischen Anklängen kommt White Buffalo daher, mit seiner deepen Basslinie, die uns direkt in das unterirdische Versteck eines Schurken führt. Bei Trucha beschleunigt und verlangsamt sich das Schlagzeug und bleibt dabei unvorhersehbar und schwer fassbar. Während die Bläser mit Soli aufwarten, verlangsamt sich der Beat ein letztes Mal, um den impressionistischen Tasten von Saracho Platz zu machen. Die Ballade The Gardens ist ein wunderschönes, verlangsamtes Stück Latin Soul, das an Sarachos frühen Mentor Cal Tjader erinnert, wobei Sarachos Klavier die emotionale Richtung vorgibt. ’73 kommt mit dem gleichen Elan daher wie Sarachos Aufnahmen aus demselben Jahr, und ähnlich wie Saracho selbst bleibt es schwer fassbar, mit einer Basslinie, die sich hinter von Paranoia durchdrungenen Synthesizern und ängstlichen Vibes versteckt. Der triumphale vorletzte Track El Cambio Es Necesario (Veränderung ist notwendig) weist wechselnde Rhythmen und Stile auf, eine treffende Metapher für Sarachos eigenen Weg als Künstler. In einem Album voller rhythmischer und stilistischer Kniffe ist vielleicht keines so einprägsam wie die Gitarre, die während des gesamten Stücks leise mitspielt und bei den letzten beiden Tönen plötzlich die Führung übernimmt. Wenn man sich die Gespräche im Hintergrund des Schlusstitels Calo anhört, wird der Zusammenhalt und das Vertrauen deutlich, das die Musiker während der gesamten Aufnahmesession und insbesondere bei diesem Stück ineinander gesetzt haben. Angetrieben durch das Zusammenspiel von Schlagzeug und Klavier, wobei jeder die Sätze des anderen beendet, während wogende Flöten und Hörner hinzukommen, ist dies ein fulminanter Schlusspunkt, der Sarachos Status als Jazzgröße unterstreicht.

Nachdem er sich fast fünfzig Jahre von der Musikindustrie zurückgezogen hatte, meldet sich Garrett Saracho auf Jazz Is Dead mit einer Sammlung von sich wandelnden Stücken zurück, die mit unglaublicher Leichtigkeit von einem Stil oder Tempo zum anderen springen. JID015 vereint Latin Soul- und Psychedelic Rock-Einflüsse mit seiner ungebrochenen Liebe zum Jazz und ist eine Hommage an die dauerhaften Verbindungen und kulturellen Dialoge zwischen den Genres sowie an die Beharrlichkeit eines Musikers, der einst am Rande des Ruhmes stand und nun seine längst überfällige Anerkennung erhält.